Friedemann Schäfer

Dass sein Frieden auf dir ruhe
wie die Flügel einer Taube

Das Segensbüchlein

Geleitwort

Seit altersher begleiten die Segen den Menschen.
In der Bibel sind es häufig entscheidende Einschnitte
in das Leben:  „Ich lasse dich nicht, du segnest mich
denn“, sagt Jakob zu der mit ihm ringenden Gestalt
am Jabbok, bevor er auf seinen Bruder Esau trifft,
und Abraham muss seine Vaterstadt verlassen und
wird von Gott gesegnet, weil er an ihn, den Alleinigen
glaubt.
Am Anfang des Lukasevangeliums ist es Elisabeth,
die Maria bei ihrem Besuch mit den Worten
begrüßt: „Gesegnet bist du unter den Frauen
und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.“
So sind die Segen der Bibel mit der Verheißung
verknüpft, damit der Mensch nicht den Mut
verliert auf dem sonst zu steilen Weg.
„Wir essen das Brot, aber wir leben vom Glanz“,
sagt die Dichterin Hilde Domin in unseren Tagen.
Das Gleiche ließe sich auch auf die Sprache 
übertragen: Wir sagen das Wort, aber wir leben
vom Segen. So weisen die Segen letztendlich
in jenen Bereich, aus dem heraus der Mensch
 vor Gott lebt.
So wollen auch die vorliegenden Segen
Wegbegleiter sein und an den erinnern,
der die Wege erst ermöglicht: dem Schöpfer,
die Schöpfung und das ihm dankende
und ihn liebende Geschöpf.




Der Gott der Liebe
und der Barmherzigkeit,
er möge auch dich
mit Liebe erfüllen,
dass dein Geist nicht wanke,
sondern wachsen möge
an seiner Verheißung,
dass dein Glaube
stärker sei als dein Zweifel
und du dich auf Gott verlässt,
auch wenn schwere Tage kommen,
so möge sein Geist dich erhellen,
sein Brot dich verwurzeln,
sein Frieden dich heilen
und seine unermessliche Liebe
dir den Weg in‘s Leben weisen.




Der es Tag und Nacht werden lässt,
Sommer und Winter
und alle Jahreszeiten,
der Gott aller Barmherzigkeit,
der möge dir Zeit schenken,
dass du Rast findest
unter seinem Schatten
und abends Ruhe einkehre in dein Herz,
er möge deinen Geist erneuern,
dass du nicht aufhörst,
dich zu wundern unter der Sonne
und nach ihm fragst,
dass du Wurzeln schlagen mögest
wie ein Baum, 
der seine Zweige in den Himmel streckt,
dass die Saat, die du säst,
aufgehe und gut sei
und dass du an jedem Tag
ein Lächeln verschenkst,
an wen auch immer,
und du einfach seist,
seist, weil er dich geschaffen.




Der Gott allen Trostes und aller Güte,
der möge mit dir sein, 
wo immer du bist.
Er möge dich beschützen,
wenn Menschen dich bedrängen.
Er möge deinen Weg vor dir bereiten,
dass sein Engel immer mit dir zieht,
dass du auch in böser Zeit
um seine Verheißung weißt,
dass er dich annimmt und liebt.

So möge der barmherzige Gott
deinen Sinn festigen,
deinen Geist erhellen,
dich im Glauben befreien
und dir Mut und Kraft verleihen
an jedem deiner Tage auf Erden.

So segne dich und behüte dich
der gnädige und barmherzige Gott.




Der gütige und barmherzige Gott,
der möge dir liebend entgegenkommen,
dass dein Herz erfüllt werde
mit seinem Geist.

Er möge nicht von dir weichen
zur Zeit der Verzweiflung,
sondern dir Frieden schenken
und neuen Mut.

Seine Gnade möge dir leuchten
wie die Sonne am Horizont,
dass du dich in ihm gründest
wie er in dir.

Er möge dich wieder erwecken,
wo du tot warst
und dich aus dem Grabe
der Angst befreien.

 So sei Gott, der lebendige,
dein Trost und deine Hilfe,
am Abend und am Morgen
bis in Ewigkeit.




Der gütige und barmherzige Gott,
der möge dich mit Trost erfüllen,
dass du ihn lieben mögest
wie er dich
und du preisest seinen Namen und seine Werke,
dass du ein Licht anzündest
in der Finsternis
und du vergeben kannst,
wo man dich kränkt,
auf dass du nicht verbittert wirst
in deinem Herzen,
sondern ihm dankst,
dass er dich geschaffen.

So sei dir seine Nähe Gewissheit,
seine Güte Erfüllung
und seine Liebe der Grund,
in dem du dich gründest
für und für.




Wie ein Haus,
das auf festem Fundament gründet,
so mögest auch du
dich gründen in Gott, 
dass du gewappnet bist
gegen die Stürme des Lebens
und eine feste Mauer dich umgibt,
dass du immer eine Tür findest,
durch die du gehst
und ein Fenster hast,
durch das du siehst,
dass du, auch wenn du Heimweh verspürst,
weißt, dass jemand für dich da ist,
zu dem du kommen kannst
zu jeder Stunde,
Tag und Nacht,
so möge Gott, der Lebendige,
mit dir sein, deinen Geist weiten,
deinen Sinn festigen
und dich in seiner Liebe halten, 
für und für.




Wie ein Segel erst durch den Wind
dem Boot Richtung und Fahrt verleiht,
so möge auch dein Leben
Richtung und Fahrt gewinnen in Gott,
dass dir auch hohe Wellen
nichts anhaben können
und dass du einen festen Anker hast
und einen Mast, der dich hält,
so mögest du gerüstet sein für die Reise,
dass Gott dich ans sichere Ufer setzt
und das Land in Sicht ist,
dass du die Wolken
am weiten Himmel ziehen siehst
und merkst, dass alles vergänglich ist
ohne Gott,
aber der Ewige möge dich begleiten,
der Gütige möge auf dich warten
und dich empfangen mit Freuden,
wenn du heimkehrst,
so sind deine Tage zwar gezählt auf Erden,
aber keiner ohne Gottes rettende Hand.




Wie ein Reis aufgeht,
dessen Wurzel man nicht sieht
und die doch Kraft spendet dem Wuchs,
so möge in dir sein der lebendige Gott,
er möge dich schmücken
mit den grünen Zweigen Zions
und mit der Krone der Barmherzigkeit,
er möge dir nahe sein in Brot und Wein,
im Geheimnis des Glaubens
und in der Kraft der wahrhaftigen Liebe.




Wie ein Schiff nach langer Reise
in den Hafen zurückfindet,
so möge auch deine Seele
finden zu Gott, deinem Schöpfer,
er möge über dir ausspannen
seinen Bogen,
dass du gedenkst seines Bundes
und die Fluten dich nicht bedecken,
dass Saat und Ernte,
Frost und Hitze,
alles zu seiner Zeit sei,
er möge dir seine Güte schenken,
auf dass du auch gütig seist
und dich nicht verstrickst
in Gedanken, Worten und Werken,
sondern ihm danken mögest,
als dem, der dich erhält,
er möge mit dir sein in der Stunde
der Gefahr und des Schmerzes,
auf dass du Trost findest,
Trost in ihm.




Wie die Nacht dich birgt,
unter ihrem Schatten,
so möge auch Gott dich
bergen in seiner Hut,
dass du die Weite spürst,
die in ihm ist
und du nicht verzagen musst,
dass er dir weise deinen Weg,
auch wenn er beschwerlich ist,
dass er in dir walten möge
und dich nicht verlässt,
dass er dich tragen möge,
wenn Mühe deine Schultern drückt,
dass er dir täglich
das Nötige gibt, was du brauchst,
und du erfährst,
dass er dein Gott ist,
dein Gott,
der dich liebt und dir hilft.




Der lebendige und barmherzige Gott,
der möge dich mit Leben erfüllen,
wie er dich geschaffen hat,
so möge er dich auch erhalten,
dass du seiner gedenkst
und dein Herz froh werde,
dass du spürst,
dass du immer einen Helfer hast,
in welcher Gefahr du auch schwebst,
der dich bewahrt in Not
und deinen Fuß nicht gleiten lässt,
dass er dir nach jeder Nacht
sein Licht sende,
und du wissen darfst,
dass seine Auferstehung
stärker ist als der Tod.

So möge der gütig Gott mit dir sein,
dich vor Falschheit bewahren
und dir seine Gnade schenken,
an jedem neuen Tag.




Der Gott aller Gnade und des Trostes,
er möge dich läutern,
wie man das Silber läutert in der Glut
dass dein Auge klar werde
wie die Bäche der Berge,
dass dich nicht trüge der Schein,
sondern dein Geist erstarke in der Wahrheit,
dass die Treue Gottes dich decke
wie die Bäume das Erdreich,
dass dein Glaube
nicht erschüttert werde
sondern festhalte an dem,
der da war und der da ist,
das du ihn auch im dornigen Weg erkennst,
dass er deiner Schwachheit aufhelfe
und dich weit mache in der Liebe
und das du wissen darfst,
dass er dich hält,
auch wenn alles gegen dich spräche,
hält als dein Erlöser und Gott.




Der gütige und barmherzige Gott,
der möge dir kundtun
sein lebendiges Wort,
dass er dich tröste
zur Zeit der Drangsal
und du neue Zuversicht schöpfst,
dass er abwische deine Tränen
und deinen Mund wieder fröhlich macht,
dass er dich erquicke mit frischem Wasser
und dich sättige wie einen Freund,
dass er dir Raum gewähre
und dein Fuß nicht strauchle,
dass er seine Fülle über dir ausschütte
wie ein Horn zur Ernte,
dass er dich kleide,
mit dem, was du brauchst,
wie er den Vogel kleidet
mit seinem Gefieder,
und du in ihm geborgen bleibst,
als dem Gott, der dich hält.




Der ewige und barmherzige Gott,
der möge deine Seele
mit Frieden erfüllen,
er möge dir zur Seite stehen
des Tages und des Nachts,
dass dein Herz nicht erschrecke,
er möge dir deinen Tisch bereiten,
dass du dich erfreust
an der Frucht seiner Ernte
und den Hungrigen nicht vergisst,
er möge dich behüten
vor falschen Menschen
und das Böse von dir fernhalten,
er möge dich stärken im Glauben
und in der Hoffnung auf ihn,
dass du getrost wirst,
weil du ihm vertraust,
deinem Schöpfer und Gott.




Wie eine Blüte
ihre Farbe entfaltet im Licht,
so möge Gott in dir
entfalten deine Sinne,
dass sie schauen die Werke
seiner Herrlichkeit
und du nicht aufhörst zu staunen
über alles was ist,
dass er nicht von dir weiche
und du Geduld übst
mit dir und anderen,
dass du in ihm gründen mögest,
auch wenn du den letzten Grund
nicht ermisst,
dass dir auch das Kleinste
nicht sinnlos erscheine
und du auch das Geringste achtest,
weil auch dieses in Gott ruht,
so möge Gott dir Weisheit schenken,
dass du ihn auch
im Lärm des Tages nicht vergisst
und du zum Leben findest,
zum Leben in ihm.




Der ewige und allmächtige Gott,
der möge dich behüten,
wohin dein Weg dich auch führt,
er möge dir Raum gewähren,
dass du wachsen und reifen mögest
wie eine Rebe am Weinstock,
er möge dich befreien,
wenn dich Vergangenes lähmt
und dich wieder aufrichten,
wenn du keine Kraft mehr hast
für das Morgen,
er möge dir Frieden schenken,
dir und deinem Hause,
dass du dein Brot brichst,
auch dem Fremden,
er möge deinen Durst stillen 
mit der Quelle seines Wortes,
so bewahre und erhalte dich
der lebendige und gütige Gott.




Der Gott allen Heils,
der da war und der da ist,
und der da sein wird,
der möge dir seine Gnade schenken,
dass du deines Weges
gewiss und fröhlich ziehst,
wie ein Pilger zu seinem Ziel,
er möge dir Mut verleihen
für jeden neuen Tag,
dass du erhalten bleibst
in der Liebe,
er möge dir neben der Trauer
auch die Freude schenken,
dass sie dich speise wie ein frischer Quell
und du Vertrauen schöpfen darfst,
so möge der, der alles bewirkt,
dich stärken und trösten,
dein Herz fest machen,
dein Werk segnen
und dich erhalten
an Leib, Seele und Geist.




Der Gott allen Trostes,
der möge dich trösten
und mit dir sein,
wo immer du bist,
er möge dir deinen Weg bereiten,
dass du nicht fällst,
er möge dir als Licht vorangehen
in der Dunkelheit,
dass er sättige dein Leben
mit der Kraft seines Heils,
er möge dich bergen in seiner Hand,
dass du Schutz findest
unter seinem Flügel,
dass dich der Tau der Morgenröte
erwecke nach jeder Nacht
und du aufstehst mit einem wachen Herzen,
so segne dich der barmherzige Gott
an jedem deiner Tage auf Erden.




Wie ein Strom durch die Ebene zieht
und Frucht bringt dem Land,
so möge auch Gott mit dir ziehen, 
wenn dein Weg in die Ferne führt,
dass du auch in der Fremde willkommen bist,
und du Gastlichkeit spürst,
dass du immer ein Dach hast
oder ein Zelt über deinem Kopf,
dass die Nacht dir kein Feind sei,
sondern ein Freund, der dich schützt,
so möge auch Gott, der Lebendige,
dich schützen,
auch wenn deine Habe gering ist,
er möge dir Gesundheit und Kraft verleihen,
dass du heil und ganz wieder ankommst
und dass dich jemand grüßt,
grüßt bei deiner Ankunft
und sich freut, dass du bist.




Der gnädige und barmherzige Gott,
der möge mit dir sein
am Abend deines Lebens.
Sein Morgenstern möge dir vorangehen
und sein Abendstern über dir leuchten.
Er möge deinen Geist
auch im Alter erhellen
und dir ein gewisses
und fröhliches Herz schenken,
dass du ihm vertraust,
dass er dich leiten und führen will.
Er möge dir Menschen schenken,
dich dich verstehen und die du verstehst.
Er möge dich trösten,
wenn du in Trübsal bist
und deine Schritte schwer werden.
So möge der barmherzige Gott
seine Hand über dir halten
dass du in dir und außer dir
Frieden bewahren kannst
und deine Hoffnung auf ihn setzt.
So segne dich und behüte dich
der gnädige und barmherzige Gott.




Der gnädige und barmherzige Gott,
der möge dich segnen
wie der noch feuchte
Tau der Morgenröte
auf den Feldern.

Er möge dir beistehen
in Zeiten der Not und des Mangels
und dir wieder Fülle schenken
vor seinem Angesicht,
dass du dich freuen kannst
an Wind und Regen,
der Sonne und dem stillen Wuchs
der Bäume und der Pflanzen,
dass er dir Freunde schenke,
denen du nichts vormachen musst,
sondern die dich lieben
wie du bist,
dass du am Ende eines Tages,
nicht nur die Last verspürst,
sondern auch die Gabe der Dankbarkeit,
dass deine Seele wieder heilt,
wo sie verwundet wurde
und du Vertrauen findest
in das Leben,
weil auch du Teil und
Geschöpf des Allmächtigen bist.




Der gütige und allmächtige Gott,
der möge ein Licht senden
in deine Nacht,
dass es in dir hell werde
und deine Augen erkennen
den Tau der Morgenröte,
dass deine Seele erquickt werde
durch sein Wort,
das die Liebe in dir nicht erkalte,
sondern Trost und Teil
deines Glaubens bleibt,
so dass, auch wenn du
Schweres durchstehen musst,
du gestärkt hervorgehst
und das Leben in dir
neu erwache.
So segne und behüte dich
der gnädige und barmherzige Gott.




Der gütige und barmherzige Gott,
der möge dich auch im Alter bewahren,
dass, wenn die Kraft schwindet,
du seine Kraft spürst.

Seine Güte möge wie ein Lichtstrahl
auf dich fallen,
auch wenn die Schatten länger werden.
Er möge dich mit Dankbarkeit erfüllen,
dass sein Friede auf dir ruhe
wie die Flügel einer Taube
und du dich erinnerst
an alle Tage deines Lebens,
die guten wie die schweren Zeiten.

Er möge dich trösten,
wenn du verlassen bist
und dir Hände schenken,
die dich halten.
Er möge dich erfreuen
mit Blumen und mit grünen Bäumen
und dich erquicken,
wenn du durstig bist.

So möge der lebendige Gott
dich erhalten,
deine Schritte lenken
und dir am Ende Hoffnung schenken
über den Tod hinaus.




Deinen Ausgang und Eingang
segne und behüte der barmherzige Gott,
wie das Wasser von den Bergen kommt
und hinabfließt in das Tal,
so möge über dich kommen sein Geist,
mit Trost und Zuversicht
möge er dich umgürten,
dass er dich behüte vor allem Übel
und du gestärkt hervorgehst,
er möge dir ein Licht sein in der Finsternis,
dass deine Nächte umhüllt sind
mit dem Mantel der Sterne am Himmel,
er möge dich aus der Tiefe ziehen,
er möge dein Rufen hören
und deine Bitte nicht abweisen,
dass du dich auf ihn verlässt
als den Gott, der dir hilft,
ja mit seiner Hilfe möge er dich umgeben.




Glaubensbekenntnis


Ich glaube,
dass wir nicht
ins Ungewisse leben müssen,
sondern auf ein Ziel hin,
dass von Gott herkommt
und zu ihm führt.

Ich glaube,
dass es nicht darauf ankommt,
sich an Dinge und Werte zu klammern,
die uns fesseln
und gefangen nehmen
und die Sicht
für das Wesentliche 
versperren.

Ich glaube,
das das Wesentliche
Jesus Christus ist,
sein Leben und Sterben
und seine Auferstehung.

Ich glaube nicht
an die Allmacht des Machbaren,
sondern dass
unser Wissen und Handeln
notwendig begrenzt sind.

Ich glaube, 
dass es Freiheit ohne Liebe
nicht geben kann.

Ich glaube,
dass wir uns diese Liebe
nirgendwo kaufen können,
sondern dass sie uns
immer nur geschenkt wird.

Das Geheimnis dieser Liebe
ist das Geheimnis
des Menschen mit Gott.

Amen.